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Verkostungskreis

Während der Vorbereitungen für die Ausstellung der Sammlung von Wein-Aquarellen stellte sich Gabriel Cytal die Frage, wie man die bei der Verkostung wahrgenommenen olfaktorischen und geschmacklichen Eigenschaften malerisch darstellen könnte.

Um die Aromen darzustellen, fertigte der Künstler zunächst eine Reihe von Tafeln an, die Früchte, Blumen oder Gewürze zeigen, wobei er sich auf die für die Weine des Beaujolais charakteristischen Aromen konzentrierte. Die Anordnung der Tafeln verweist auf die Reihenfolge, in welcher die Aromen während einer Verkostung vorkommen, und erinnert gleichzeitig an die önologische Klassifizierung der Primär- und Sekundäraromen.

Ein weiteres malerisches Erkunden des Künstlers besteht darin, das Verkostungserlebnis auf weniger gegenständliche Weise in einem einzigen Bild darzustellen. Die Kreisform wurde gewählt, weil sie für jede Etappe der Weinherstellung symbolisch ist: die Weinbeere, die Gärbehälter, die Presse, die Fässer, die Flaschen und schließlich das Glas. Alles ist Rundung oder rotierende Bewegung – wie das Schwenken des Weins im Glas während der Verkostung. Um die Kreise zu zeichnen, ließ sich Cytal von einer japanischen Meditationstechnik inspirieren, dem ENSO-Kreis, der den Geisteszustand desjenigen, der ihn zeichnet, möglichst authentisch widerspiegeln soll

Der Kreis wird in einem einzigen Strich, in einem einzigen Atemzug gezeichnet. Sobald der Künstler die olfaktorischen Eigenschaften eines Weins identifiziert hat, zieht er einen Kreis mit einem in den Wein getauchten Kalligrafie Pinsel: Ein leichter Wein wird durch eine feinere Spur dargestellt, das gleichzeitige Auftreten von Aromen durch mehrere Striche und die Persistenz durch eine stärker ausgeprägte Kontinuität der Linie. Jeder so gezeichnete Kreis stellt die olfaktorische Signatur eines Weins bei einer Verkostung dar.